Porsche Klassik Treffen Leipzig
Organisator Carsten Prochaska hat heute frei. Zumindest was das Fahren angeht. Das überlässt er heute seinem Sohn Marc-Leon. „Der kann das eh’ inzwischen besser als ich,“ tönt Carsten. Das von Carsten zu hören, bedeutet etwas. Der umtriebige Clubpräsident des Porsche Clubs für den klassischen 911 Südwest ist passionierter Fahrer, organisiert Sicherheitstrainings, hat letztes Jahr das 964-Trefen hier in Leipzig veranstaltet und ist auf Spikes ans Nordkap gedonnert. Und: Er hat für sich und seinen Club das Format „Väter, Söhne und Töchter“ entworfen. Sportliche Mehrtagestouren, familienorientiert, wenn man so will.
Und es fällt auf, auf seinem Event für klassische Porsche Modelle: Bei den 60 Teams mit lufgekühlten 911, 964, 993, den Transaxles 944, 968, 928 und einem 914 sind viele Youngsters dabei. Die Väter sitzen am Volant, aber auch daneben auf dem Beifahrersitz. Viele lachende Gesichter, ein bunt gemischtes Teilnehmerfeld. Entsprechend auch die Stimmung.
„Zuallererst wollte ich einen lockeren und legeren Event für alles, was das Wappen auf der Haube trägt, auf die Beine stellen. Und ich habe es in den Einladungen erwähnt und ich habe extra dazu aufgerufen: Bringt eure Söhne und Töchter mit.“ Und das zog. Beim Abendessen, auf der Boxengasse, in den kleinen Gruppen an den Fahrzeugen: eifrig diskutierende, flmende und teils auch schraubende Porsche Youngster. „Hat funktioniert“, zwinkert Carsten Prochaska.
Für einen ganzen Tag hat er die Rundstrecke, die Dynamikstrecke und die Ofroad-Geländestrecke für die 60 Fahrzeuge gebucht. Am Abend zuvor traf man sich im Experience Center zum Abendessen, nun geht es in 10er-Gruppen hinaus auf den großen Kurs.
In der Boxengasse vor dem Experience Center steht der 911 Turbo von Thomas und Maximilian Müller, Heckklappe offen, gleich geht Sohn Maximilian wieder raus auf die Strecke. Die beiden sind viel gemeinsam unterwegs und ein eingespieltes Team. „Auf jeden Fall!“, schallt es von unten am Heck des Elfers. Maximilian hantiert mit einem Kabelbinder und ist in seinem Element, er ist hier der Racer. „Ich habe vollstes Vertrauen“, spricht Thomas über den Junior. Acht Jahre sind die beiden schon gemeinsam unterwegs. Los ging es mit 15, heute ist Max 23. Den eigenen 911er hat er noch nicht, doch beim Vater gibt es genügend Schätze zum Ausfahren.
Vater Müller hat 2007 das „Entenbürzeltreffen“ in Nördlingen gegründet. Mit dem Treffen hat er knapp an der 1.000 Marke gekratzt: „Um genau zu sein 987 Porsche kamen bei uns auf der Kaiserwiese zusammen.“ Aber auch Citroens Enten wurden zugelassen. Letztlich hat ihnen die Pandemie einen Strich durch die Rechnung gemacht, aber auch die Zeiten haben sich geändert. Es war eine schöne Zeit, fndet er und ist sich sicher, dass ihm wieder was Spannendes einfallen wird. Das Treffen hier hat ihn zum Bespiel sehr inspiriert. „Max, be carefull“, ruf er dem Sohn noch hinterher. „Aber er kann es wirklich. Er hat viel mitgenommen im Lauf der Jahre.“
Noch nicht ganz so weit ist der Jüngste im Teilnehmerfeld: Felix Stegmaier ist mit seinen 14 Jahren der Rookie in der schnellen Runde. Spaß hat es ihm gemacht, „cool“ findet er den ganzen Event. Die Worte kommen noch etwas schüchtern um die Ecke, dafür ist das Leuchten in den Augen umso größer. Papa Armin Stegmaier ist Clubmitglied im klassischen 911er Club und hat den Junior regelmäßig bei den Vater-, Sohn- und Tochter-Touren dabei. Der Schorndorfer genießt es, mit den Sohnemann unterwegs zu sein: „Jede Minute mit dem Sohn ist gewonnene Lebenszeit. Wir haben doch eh’ so wenig Zeit füreinander.“ Die dann gemeinsam im Porsche zu erleben sei das höchste der Gefühle. „Ich glaube, ich habe alles richtig gemacht“, findet der Papa. „Ja genau!“, kommentiert Sohnemann knapp. Die Augen leuchten. Die beiden sind im einem 993 mit sehr auffälliger Folierung unterwegs. Der Junior schwärmt vom aktuellen GT3 RS. „Man braucht Ziele, oder?“, ergänzt der Vater.
Zwischen Rundstrecke und Ofroadkurs gönnen sich Tom Carier und Sohn Max eine kurze Pause mit Espresso und Kaltgetränk. Inzwischen brennt die Sonne unbarmherzig auf den Tarmak. Auch ihr roter 968 CS benötigt mal eine Auszeit zum Abkühlen. Bei den beiden Luxemburgern sind die Aufgaben und Freuden klar verteilt: Sohn Max fährt heute Offtrack die Cayenne Runde, Papa fährt den 968 CS auf dem Track. „Das war unser Deal“, erklärt Vater Carier. Die beiden sind Mitglied im deutschen 968 Club und ein gutes Team. „Absolut. Ich habe einen 23-jährigen Sohn, der sich freut, etwas gemeinsam mit dem Vater zu unternehmen. Auf das Treffen freuen wir uns schon das ganze Jahr!“ Junior Max hat dem Vater versprochen, selbst später, mit Familie und Arbeit, das gemeinsame Eventfahren mit dem Vater für immer beizubehalten. „Bis zum bitteren Ende!“ – „Wir ziehen die Nummer durch!“, lachen beide. Daheim übt Max feißig mit einem 924. Nächstes Mal fährt er den 968.
Wie das dann so ist, als Vater auf dem Beifahrersitz zu landen, erzählt uns Michael Porsche. Er ist heute der Fotograf und hat das große Besteck dabei. Sein Lieblingsmotiv: Sohnemann Markus mit seinem 964 in der seltenen Farbe Amazonasgrünmetallic. Dafür sitzt er auch gerne auf dem Beifahrersitz. Trotz des Namens kam Vater Porsche erst später zum Fahrzeug Porsche: „Zunächst waren die eigenen zwei Porsches an der Reihe und mussten großgezogen werden.“
Die zwei Limburger machen gerne auch mal abends ihre Vater- und Sohn-Touren. Ansonsten sind sie gerne mit ihren zwei klassischen Porsche auf Events und Clubveranstaltungen unterwegs. Markus hat sich vor eineinhalb Jahren den wunderschönen 964 gekauft, „angefixt natürlich durch meine Eltern.“ Als Führerschein-Neuling durtfe er neben seinem Fiat Panda auch das G-Modell des Vaters fahren, war begeistert von der Technik und davon, ein Fahrzeug zu fahren, das älter ist als er selbst. Gekauft hat er letztlich ein Fahrzeug mit seinem Baujahr: 1991. Auf dem Treffen sind sie also als Sohn-plus-Vater-Team unterwegs. Vater Michael nimmt es locker: „So ist der Kreislauf des Lebens: Ich habe etwas Gutes zum Laufen gebracht.“ Auf dem Beifahrersitz sitzt er „gerne und mit großem Vergnügen.“
„Das Treffen ist klasse. Das muss der Carsten öfter machen. Wenn er es nicht macht, mach es ich!“ Gut gebrüllt, Herr Kussauer. Gunter Kussauer ist Präsident des Porsche 928 Clubs Deutschland und in der Szene nicht unbekannt. Die Leidenschaft für den 928 hat er an seinen Sohn David weitergegeben: Gemeinsam waren sie mit ihrem orangenen 928 GT auf dem Präsidententreffen in Hockenheim und beim Porsche Community Abend. Sohnemann David durfte als Junior schon immer mit auf die Events, erst jetzt aber, nach Studium und Berufswahl blüht die vom Vater gesähte Leidenschaft vollends in ihm auf; er besitzt einen schwarzen 928 GT und seit kurzem einen 964.
David ist praktisch im 928 aufgewachsen. Denn Kussauer Senior hat noch nie etwas anderes als einen Porsche 928 besessen. Alle Modelle fabrikneu gekauft, versteht sich. „Ich fahre seit 40 Jahren 928, David seit Geburt.“ Das Treffen findet David total super: „Macht richtig Spass.“ Heute sind die beiden mit einem 928 4S dabei – mit Triptronic. Das hat sie einige Sekunden gekostet. Trotzdem war sie mit in der schnellen Gruppe unterwegs. „Der 928 kann das. Der ist immer noch das beste Auto, das jemals gebaut wurde“, findet Gunter Kussauer.
Schnelle Runden liebt auch Charlotte. Ihr Papa Andreas Blüm war letztes Jahr mit ihrem Bruder auf dem 964-Treffen in Leipzig und fand „das einfach spitze.“ Dieses Jahr hat er die Tochter eingepackt und ist hier auf dem Klassik-Treffen. „Charlotte fndet das hier super, das macht ihr richtig Spaß.“ Zur Einstimmung waren die beiden am vorangegangenen Wochenende auf dem Festival of Dreams am Hockenheimring; Charlotte hat zum ersten Mal ein Rennen live erlebt und ihre Rennleidenschaft entdeckt. Das Treffen hier in Leipzig ist da eine gute Kombination, denn Gas geben gefällt der jungen Dame. „Die Charlotte hat immer gesagt, Papa geb' mal mehr Gas, ich war ihr einfach zu langsam.“ Das Glück ist den beiden anzusehen, dem sichtlich stolzen Papa und seiner rennsportbegeisterten Tochter.
Auch Charlotte wird die Porsche Passion nicht mehr loslassen. Wie die anderen Matching Numbers bei Carsten Prochaskas Klassik-Treffen. Väter, Söhne, Töchter und klassische Porsche Modelle passen einfach zueinander. Soll man sich da Sorgen machen um die Zukunft? Sieht nicht so aus. Zumindest nicht, wenn man mit einem Konzept wie in Leipzig an den Start geht.