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Michel Artéro war Präsident des französischen Porsche Clubverbandes und hat wie kein anderer die Entwicklung der französischen Porsche Clubs geprägt. Sein Buch „Porsche Community ...ma seconde famille“ ist eine Liebeserklärung an die Porsche Clubs. Ein Gespräch mit einem Mann, der sich zurecht als „Monsieur du Club Porsche“ bezeichnen darf.

Es ist dieser Raum: großzügig, mit ausreichend Platz für ein besonderes Fahrzeug. Eine gepflegte Garage, ein außergewöhnliches Büro, ein Wohn- und Arbeitszimmer. Ein Raum zum Leben, vielmehr noch, ein Lebensraum. An den Wänden hängen zahlreiche Souvenirs aus der langen Karriere eines Gentleman-Drivers: Trophäen, Fotos, Urkunden und gesammelte Erinnerungen. Mehr als zwanzig Jahre lang diente dieser Raum als Büro für den Porsche Club Toulouse und die Fédération des Clubs Porsche de France. Er war Dreh- und Angelpunkt für alle Ideen und Visionen, die Michel Artéro während seiner erfolgreichen Jahre als einer der führenden Köpfe der weltweiten Club Community entwickelt hat.

Zehn Jahre stand hier in der Mitte ein grünes 911 Club Coupe, ein Fahrzeug, das 2012 in einer Auflage von 13 Exemplaren zu Ehren der Porsche Clubs weltweit aufgelegt wurde. Ein Fahrzeug, das Michel als das „Voiture du Clubs mondiale“, das Fahrzeug der Clubs bezeichnet. "Das Fahrzeug zu besitzen war ein Privileg, denn es repräsentiert die Community." Das Losglück leistete damals wirklich gute Arbeit: In Michels Fall fand das Fahrzeug zu einem Besitzer, der sein ganzes Leben in den Dienst der Porsche Club Gemeinschaft gestellt hatte.

„Leidenschaft ist der Antrieb, um seine Träume und Ziele zu verfolgen.“

Jetzt, im Jahr 2023, hat ein neues Modell seinen Platz hier in Michels Garage und in seinem Herzen gefunden: ein 1973er 2.7 RS. Das grüne Club Coupe hat er verkauft, mit größtem Bedauern, wie er beteuert. Aber, „mit 81 Jahren hat man keine Zeit zu verlieren, um voll und ganz mit und in der Porsche Gemeinschaft zu leben“, begründet er seine Entscheidung. Zusätzlich zum 2.7 RS legte er sich einen 964 RS Baujahr 1992 für die Aktivitäten der Registry und der Classic Clubs sowie ein Jubiläumsmodell „50 Jahre 911“ für die regionalen Clubausflüge zu. „So kann ich meine Leidenschaft für Porsche intensiv und bis zum Ende ausleben... Diese Entscheidung ist der größtmögliche Beweis für meine Liebe zur ,Communauté du Clubs Porsche‘ – zur Porsche Club Community.“

„Die Porsche Community stiftet Freundschaften. Mit Porsche, und über Porsche hinaus."

Michels Porsche Story beginnt mit der Suche nach Gemeinschaft und Familie. 30 Jahre lang fährt er Rallye- und Rundstreckenrennen, absolvierte die Tour de France in einem BMW 2002 TI, fuhr zwei Jahre lang einen Cora-Prototyp. Es folgten weitere Legenden: Jaguar ,E‘-Type, Ferrari 250 SWB, Ford GT40 MK2, später Porsche 2.7 RS und Porsche 3.0 RSR. In den neunziger Jahren baute er einen französischen Club für die niederländischen Donkervoort-Automobile auf. Die Kameradschaft und Freundschaft, das soziale Miteinander der kleinen, exklusiven Gemeinschaft begeistern ihn von Anfang an. „Doch ich war auf der Suche nach einer größeren Familie. Und die einzige Marke, die das bieten konnte, war Porsche!“

2002 kaufte er sich seinen ersten Porsche, einen 996 Porsche GT3, um damit und mit sieben Freunden einen Porsche Club in der Gegend um Toulouse zu gründen. Michels Konzept kommt gut an, und die Toulouser Porsche Familie wächst schnell. „Clubs sollten immer ein Ort sein, an dem jeder mit seiner ganz persönlichen Leidenschaft, egal welches Auto er fährt, egal woher er kommt, einen Platz für sich und seine Passion findet… und in der Gemeinschaft aufgenommen und respektiert wird.“ Das Wichtigste, das einen Porsche Club ausmacht, ist für Michel „le partage de la passion commune pour la marque“ – „die Teilhabe an der gemeinsamen Begeisterung für die Marke“. Eine Leidenschaft, die am besten in der Gemeinschaft gelebt und geteilt wird. „Wenn man etwas nicht teilen möchte, ist es auch nicht wirklich wichtig. Wenn es wichtig ist, möchte man es mit anderen teilen. Ich denke, das ist die Grundlage unserer Liebe für die Clubs und der Leidenschaft, die in den Club gelebt wird.“

„Der Zweck des Dachverbands ist der Familiengedanke. Und der Kernwert der Familie, auch im Allgemeinen, ist Vertrauen.“

Als Michel den Club Toulouse gründet, gibt es 16 Porsche Clubs in Frankreich, mit unterschiedlichen Programmen, unterschiedlichen Aufnahmeverfahren und unterschiedlichen Mitgliedsbeiträgen. Wer sich für die Clubs in Frankreich interessierte, fand kein homogenes Ganzes. Einige Präsidenten, darunter auch er, dachten daran, einen Dachverband zu gründen, um die französischen Clubs zu koordinieren und zu harmonisieren. „Wir waren Clubs in ein und demselben Land, wir waren eine französische Familie, aber wir sind nicht geschlossen als Einheit aufgetreten. Wenn man in der Porsche Clubwelt eine treibende Kraft sein will, muss man eine globale Perspektive haben. Und wir hatten keine Vision, weder national noch global.“

Die Federation durchläuft nach ihrer Gründung fünf schwierige Jahre. Schließlich stellt sich Michel als dritter Präsident dem Verband zur Verfügung. Die Präsidentschaft in Toulouse gibt er ab. Als Auftakt unterteilt er die französischen Clubs in Sektionen: Classic, Motorsport, Register und Regionalclubs. Er ändert die Statuten des Verbandes. Er erstellt ein „Handbuch für das Club Management“, in dem er Richtlinien, Standards und Handlungsgrundlagen festlegt. Er hält die Clubs dazu an, mit den Porsche Zentren vertrauensvoll zusammenzuarbeiten und führt hierfür die „Harmony Trophy“ ein. Mit Porsche France und der Porsche AG stellt er einen jährlichen Veranstaltungskalender auf die Beine, den die Clubs so alleine nicht bewältigen können, koordiniert Werks- und Museumsbesuche. „Ab einem gewissen Punkt drehte sich in meinem Leben alles um Porsche. Es verging kein einziger Tag ohne Anfragen, Interviews und Hintergrundgesprächen. Man wird im wahrsten Sinne des Wortes eins mit Porsche.“ Bis heute ist Michel ein gefragter und geschätzter Ansprechpartner für die französische Automobilwelt. „Das geht nicht ohne Leidenschaft. Nicht ohne Enduring Passion.“ Als er nach vier Jahren turnusgemäß die Präsidentschaft übergibt, ist der Dachverband auf der Weltbühne der Porsche Clubs gut aufgestellt. Heute gibt es in Frankreich 29 Clubs mit rund 5.800 Mitgliedern.

„Die Porsche Community – Meine zweite Familie.“

Auch heute noch ist der 81-jährige Michel Artéro als Vertreter der Porsche Clubs unterwegs. Er ist Président Honoraire der Fédération des Clubs Porsche de France, Ehren- und Gründungspräsident des Porsche Club de Toulouse-Gascogne, Ehrenmitglied des Porsche Club de Monaco, des Porsche Club RS de France, des Porsche Club 924/944/968, Porsche Club Roussillon, Ehrenmitglied und Mitgründer des Porsche Club 911 Classic und Gründungsmitglied der 911 Club Coupé Registry.

Vor allem aber hat er nach all den Jahren der Aktivität endlich die Zeit gefunden, ein Buch zu schreiben: „Porsche Community – Meine zweite Familie“. „Dieses Buch war überfällig, denn es gibt wirklich kein vergleichbares Buch auf dem Markt." In seinem Buch schreibt Michel viel über Werte, Haltung und Anspruch, er nennt es die „Attitude Club“. Eine Clubversion darüber, nicht zu fragen, was die Gemeinschaft für einen tun kann, sondern was man für die Gemeinschaft tun kann. „Wir finden in unserer Gesellschaft heute viel zu viel Konsumverhalten vor: was bekomme ich für mein Geld, was für Vorteile erlange ich.“ Zu viele Menschen, die sich darüber beschweren, dass der Kaffee nicht heiß genug ist, anstatt sich darüber zu freuen, dass Mitmenschen auf freiwilliger Basis einen Event für sie organisieren, findet er. „Die ,Attitude Club‘, das ist für mich, sich an den Freunden und Gesprächen zu erfreuen, im Hier und Jetzt, gemeinsam und mit tollen Fahrzeugen.“

Jeden Tag erhält er Briefe und Reaktionen auf sein Buch. „Es melden sich Leute, die das Buch gelesen haben und nun in die Clubs eintreten wollen, weil sie Teil dieser ,Attitude Club’ sein wollen“, sagt Michel. „Kürzlich hat ein Leser gemailt: ,Ich habe Ihr Buch gelesen und möchte nun ein aktiver Teil der Club Gemeinschaft sein, ich komme nicht als Konsument.’ Incroyable!“

Als Grand Signeur der Porsche Clubs weiß er, dass diese Einstellung in Zukunft wichtiger denn je sein wird. Es sei notwendig, die Werte der weltweiten Club Community auch auf neue Porsche Fans zu übertragen. „Wir müssen unser Wissen, unsere Erfahrung, die Werte der Clubgemeinschaft in die Zukunft weiterreichen.“ Er sieht das als eine positive Herausforderung, denn „wer einen Porsche kauft, kauft immer auch die Traditionen und die Werte der Marke mit.“

Michel Arturo blickt nicht nur auf zwei Jahrzehnte Porsche Leidenschaft und Engagement für die weltweite Clubgemeinschaft zurück, sondern hat auch das richtige Buch zur richtigen Zeit geschrieben. „Ich wollte meine Leidenschaft und meine Emotionen teilen, darüber berichten, was ich für die Gemeinschaft geschaffen habe, darüber, was die Gemeinschaft mir gegeben hat. Wenn mir das gelungen ist, dann habe ich meine Mission erfüllt. Ich habe den Kreis geschlossen.“ Michels Weg hat mit der Suche nach einer Familie angefangen, und schließt mit dem Buch über die Porsche Club Gemeinschaft ab. „Aber die Community ist nie vollendet.“ Mit einem Lächeln blickt er hinüber auf den 2.7 RS, der jetzt in der Mitte seines Büros steht... „Porsche forever.“

Michel Artéro
Porsche Community ...ma seconde famille
Französische Ausgabe
34,00 Euro
https://www.artero-editions.com/

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